Protest von Geflüchteten im Abschiebelager Manching

Gestern haben die BewohnerInnen des Abschiebelagers im oberbayrischen Manching, in dem mehr als 1100 Geflüchtete teils schon seit 1,5 Jahren hinter Stacheldraht einquartiert sind, eine spontane Protestaktion gegen die unzumutbaren Bedingungen in diesem Lager durchgeführt, das als eines der ersten Lager bundesweit zu einem sogenannten „AnKer“-Zentrum ausgebaut werden soll.

Der Protest entstand offenbar spontan anlässlich eines Rundgangs von Pressevertretern, denen auf Einladung der Regierung von Oberbayern das Lager Manching vorgeführt werden sollte.

Quelle: Donaukurier

Die protestierenden Geflüchteten forderten unter anderem den Zugang zu Integrationsangeboten, die Möglichkeit ihr Essen selber kochen zu dürfen und eine dezentrale Unterbringung von Familien und Einzelpersonen statt der Konzentrierung in einem Massenlager.

Die  – bisher nur regionale – Berichterstattung zu den gestrigen Protesten im Lager Manching ist (ähnlich wie zu Ellwangen) erschreckend kritiklos und einseitig, und illustriert eindrücklich, wie die Verwendung bestimmter Schlüsselbegriffe mittlerweile gezielt dazu genutzt wird, legitimen Protest von Geflüchteten und ihren UnterstützerInnen zu diffamieren.

So wird die lautstarke und friedliche Versammlung der geflüchteten Menschen in Manching von mehreren Medien mit „Tumult“ übertitelt, selbst wenn aus der darunter folgenden Berichterstattung klar wird, dass es sich um einen absolut gewaltfreien Protest gehandelt hat:

https://www.intv.de/tumulte-im-bayerischen-transitzentrum-manching-abschiebelager-in-der-kritik-203149/

https://www.donaukurier.de/lokales/ingolstadt/Tumult-beim-Presserundgang-im-Transitzentrum;art599,3776089

Die Protestaktion der Lagerinsassen dauerte übrigens nur ca. 10 Minuten, danach wurden die Protestierenden von der Security abgedrängt und der Kontakt zu den ca. 50 anwesenden PressevertreterInnen mit eilends aufgestellten Bauzäunen unterbunden.

Danach ging der Presserundgang weiter, als wäre nichts gewesen. Den Journalisten wurden die leeren Zimmer der Bewohner präsentiert. Mit diesen unterhalten durften sich die Pressevertreter aber nicht mehr.

– Donaukurier

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