Am 6. Januar 2020 wurde der mit einer Mitarbeiterin des Landestheaters Tübingen verheiratete Bilal Waqas nach Pakistan abgeschoben. Dies löste damals breiten Protest in Tübingen aus. Unterstützer*innen und Anwälte sahen die Abschiebung als rechtswidrig an. Am 31.12.2020 berichtete nun das Schwäbische Tagblatt Tübingen, dass Herr Waqas wieder nach Deutschland zurückkehren dürfe.
Allerdings gab es bisher nur einen Termin bei der Deutschen Botschaft in Islamabad zur Beantragung eines Visums. Wie lange die Prüfung des Antrags dauert und ob eine Wiedereinreise tatsächlich erlaubt wird, ist weiter unklar. Der Artikel suggeriert, dass die Wiedereinreise bereits feststeht. Doch dies ist noch nicht sicher. Die Stadtverwaltung Tübingen, die weiterhin das damalige Vorgehen verteidigt, hat der Visumserteilung noch nicht zugestimmt.
Doch der im Verfahren tätige Rechtsanwalt Holger Rothbauer ist optimistisch. Er sieht es als erwiesen an, dass die Abschiebung nicht rechtens war und dankte vor allem MdB Martin Rosemann (SPD) für die Unterstützung („Palmer hat Waqas weggeschickt, Rosemann holt ihn jetzt zurück“). Der Wahlkampf lässt grüßen. Was weder Rothbauer noch der Artikel erwähnen: Wenn es zu einer erfolgreichen Wiedereinreise kommen sollte, wird auch der von zahlreichen Organisationen getragene breite Protest in Tübingen dazu beigetragen haben. Wenige Tage nach der Abschiebung folgten rund 500 Personen einem Aufruf der Mitarbeiter*innen des Landestheaters Tübingen zu einer Protestkundgebung. Mit einer von 1.500 Menschen unterzeichneten Online-Petition forderte die Ehefrau des Abgeschobenen die Aufhebung dieser Fehlentscheidung. Das Bündnis Bleiberecht organisierte einen Spendenaufruf für die Rechtshilfe für Bilal Waqas. Für die Rechtshilfe und das nun laufende Visumsverfahren, werden weiter Spenden gesammelt. Zu hoffen ist, dass die definitive Entscheidung für die Erteilung des Visums bald feststeht und dass auch Boris Palmer und seine Ausländerbehörde in Zukunft ihre Spielräume anders nutzen.
– 31.12.2020 Schwäbisches Tagblatt: Waqas darf zurück
Siehe auch:
– 10.01.2020: Mit deutscher Frau verheirateter Pakistani aus Tübingen abgeschoben
– 7.2.2020 Petition „Tübingen-Appell: Holt Bilal Waqas sofort zurück nach Tübingen“ (Link zu change.org)
– 6.3.2020 Spendenaufruf für Rechtshilfe für die Rückkehr von Bilal Waqas (Link zu PDF)